Gemeinschaftsschule Denkendorf

Fahrt des KV-Vorstands nach Denkendorf

Die Schülerzahl nimmt im Landkreis stetig ab, weitere Mittelschulstandorte sind gefährdet, in Gunzenhausen können nur Mädchen in eine Realschule gehen, erheblich mehr Schüler besuchen Schulen in angrenzenden Landkreisen als umgekehrt: Gründe genug für den hiesigen Kreisvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Mitglieder des Vereins „Bildung am Limes“ zu besuchen. Gegründet wurde der Verein, dem u. a. Kommunalvertreter aus Denkendorf und Kipfenberg angehören, um alternative Schulmodelle auf dem Land zu unterstützen.

Aufgrund rückläufiger Schülerzahlen an den beiden Mittelschulen und zeitaufwändiger Fahrwege zu Realschulen und Gymnasien nach Eichstätt, Geimersheim, Beilngries und Kösching hatten die Gemeinde Denkendorf und der Markt Kipfenberg 2013 beim Staatsministerium für Unterricht und Kultus einen Antrag auf Erprobung einer Gemeinschaftsschule gestellt. Fußend auf einem Gesetzentwurf von SPD-Landtagsabgeordneten zur Einführung eines inklusiven Schulsystems, wurde dem Antrag ein über 70-seitiges lokales Schulkonzept beigefügt, informierte Alfons Weber, Vorsitzender des Vereins und Zweiter Bürgermeister von Denkendorf, die Gewerkschafter. Vorausgegangen waren ein positives wissenschaftliches Gutachten zur Errichtung einer Gemeinschaftsschule als Modellversuch an zwei Standorten und eine Elternbefragung. Fast 70 Prozent hatten sich für eine Gemeinschaftsschule mit der Anschlussfähigkeit an eine berufliche bzw. gymnasiale Oberstufe ausgesprochen.

Bekanntlich war der Antrag 2014 vom Bayerischen Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst abgelehnt worden. Spaenle hatte seine Ablehnung vornehmlich mit Artikel 128 Abs. 1 der Bayerischen Verfassung begründet. Im Wortlaut: „Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch darauf, eine seinen erkennbaren Fähigkeiten und seiner inneren Berufung entsprechende Ausbildung zu erhalten.“ Deshalb habe ein jedes Kind ein Anrecht auf Förderung seiner individuellen Fähigkeiten. Soweit stimmen der Verein „Bildung am Limes“ und die GEW mit Spaenle überein. Seine weitere Ableitung, dafür böten „klar ausgeprägte Schulprofile ... derzeit gute Voraussetzungen“ lehnen beide aber konsequent ab. Das gegliederte Schulsystem bietet kein „begabungs- und leistungsgerechtes Bildungsangebot“. Knapp fünf Prozent der bayerischen Gymnasiasten wechselten 2013/14 allein in den Klassenstufen 7-9 an eine Realschule. Zudem gibt es keine drei grundlegenden Begabungsrichtungen. Die antiquierte statische Einteilung in theoretische, anwendende und praktische Begabung ist wissenschaftlich absolut unhaltbar, hoben Gewerkschafter wie Vertreter von „Bildung am Limes“ übereinstimmend hervor.

Gerade deshalb geht echte Inklusion von einem ungeteilten System für alle Schüler aus und strebt die Überwindung von Aufteilung in unterschiedliche Schularten an, was im Schulkonzept ausführlich dargelegt ist, berichteten Alfons Weber und seine Mitstreiter. Eine gebundene Ganztagsschule, die die in Bayern möglichen Schulabschlüsse mit Vollendung des 10. Schuljahres angeboten hätte, war deshalb konzeptionell auf die Mitarbeit von Lehrkräften aller gängigen Schularten, Sozialpädagogen sowie externen Experten (Handwerkern, Musiklehrern etc.) angelegt. Bei einer Besprechung im Kultusministerium bot man den Antragsvertretern an, neben der Einführung von einigen Elementen der Montessori-Pädagogik und des Marchthaler Plans einen M-Zug ab der 5. Klasse zu installieren, in dem nach dem gültigen Realschullehrplan wie in Gaimersheim bei Ingolstadt unterrichtet werde. Auf Nachfrage beim zuständigen Schulamt hieß es, die erforderlichen Realschullehrerstunden könne man nicht akquirieren.

Von erheblichem Vorteil wäre es deshalb, die längst überfällige Ausbildung zum Stufenlehrer einzuführen, wie sie in den meisten Bundesländern mittlerweile diskutiert wird. Alle Studenten durchlaufen ein Grundstudium und spezialisieren sich danach entweder auf die Grundschule oder die Sekundarstufe I bzw. II. Integrierte Sonderpädagogik im Grundstudium als auch die Möglichkeit des Studiums einer sonderpädagogischen Fachrichtung müssten dazugehören wie die generelle Einstellung entsprechend der Besoldungsstufe A 13. Finanzielle Hemmnisse, ausbildungsfremde Stellen anzunehmen, wie etwaiger Dünkel wären somit weg vom Tisch, betonte die Expertenrunde ausdrücklich.

Würden die Befürworter einer Gemeinschaftsschule in Denkendorf und Kipfenberg die Ablehnung auf Dauer hinnehmen? Auf keinen Fall gebe man sich geschlagen, die Gemeinschaftsschule bleibe weiterhin Forderung des Vereins. Laut Gutachten habe man exzellente schulräumliche Ausgangsbedingungen, wie die Besucher vor Ort bestätigen konnten. Das Schulforum, so Alfons Weber, hat sich noch nicht entschieden, ob es bereit ist, die Angebote des Kultusministeriums grundsätzlich anzunehmen.

Die von Donaustauf bei Regensburg, Leutershausen (Mfr.) und Arzberg in der Oberpfalz gestellten Anträge auf Einführung einer Gemeinschaftsschule sind zwar ebenso abgelehnt worden, die Gemeinde Eching bei Landshut erstellt gerade ihren Antrag. Doch stehe man mit allen Gemeinden weiterhin in Kontakt. Zudem wolle man ein weiteres Gespräch mit dem Kultusministerium.