Lehrermangel

Der Kreisverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beschäftigte sich auf seiner diesjährigen Mitgliederversammlung mit dem gravierenden Lehrermangel an den bayerischen Förder-, Grund- und Mittelschulen. Der habe beispielsweise zur Folge, dass Lehrerfortbildung nicht mehr genehmigt wird, um Unterrichtsausfall zu lindern. Das Maßnahmenpaket der bayerischen Staatsregierung zur Reduzierung des Personalmangels greift aus Sicht der GEW viel zu kurz.

In diesen Schulen sind Vertretungslehrkräfte Mangelware. Bereits vor Beginn des zweiten Schulhalbjahres gibt es kaum freie mobile Reserven, die Vertretungen übernehmen könnten. „In wenigstens einer Schule im Landkreis kann die Schulleitung keine ganztägigen Fortbildungen mehr genehmigen, da das eigene Kollegium den Stundenausfall sonst auffangen müsste“, berichtete Harald Morawietz. Die Lehrkräfte sind jedoch zur Teilnahme an einer bestimmten Anzahl von Fortbildungsstunden verpflichtet. Die GEW kann sich gut vorstellen, dass aufgrund der äußerst angespannten Situation in Förder-, Grund- und Mittelschulen die Nichtgenehmigung von Fortbildungen alles andere als ein Einzelfall in Bayern ist.
Da laut Kultusminister Piazolo mindestens 1400 sogenannte Vollzeitkapazitäten fehlen, hat sein Ministerium die Notbremse gezogen: So wird die Unterrichtspflichtzeit an Grundschulen von 28 auf 29 Stunden ab kommendem Schuljahr angehoben. Nach fünf Jahren soll die geleistete Mehrarbeit zurückgegeben werden. Lehrkräfte, die Teilzeit beantragen, müssen mehr Pflichtstunden als bislang halten, an den Grund- und Mittelschulen 24 statt bisher 21, an den Förderschulen 23 statt 21. Der vorgezogene Ruhestand wird erst ab dem 65. Lebensjahr genehmigt. Das sogenannte Sabbatjahr ist gestrichen. „Über diese rigiden Maßnahmen wurde zuerst die Öffentlichkeit informiert und danach erst der Hauptpersonalrat, was schlicht rechtswidrig ist“, betonte Ekkehard Lindauer.
Für pure Flickschusterei hält die GEW diese Maßnahmen, die dem gegliederten Schulwesen geschuldet sind. Es gelte, die Lösungsvorschläge, die wir seit Jahren machen, endlich anzupacken, forderte Heinz Maier: „Ausgebildete Lehrkräfte für Realschulen und Gymnasien werden nicht eingestellt, an anderen Schularten fehlt das Personal. Deshalb brauchen wir ein gemeinsames, schulartübergreifendes Lehramtsstudium für die Unter- und Mittelstufe.“ Studentinnen und Studenten könnten somit ihre Schulwahl stärker auf den tatsächlichen Bedarf ausrichten und müssten sich nicht auf langjährige Prognosen verlassen. „Zudem macht dieses Studienmodell den Lehrereinsatz gerade in der Mittelstufe wesentlich flexibler“, ergänzte Harald Dösel.
„Eine derartige Reform setzt natürlich A13 bzw. E13 als Einstiegsgehalt für alle Schularten voraus“, stellte Michael Bratenstein klar. Aber auch unabhängig davon bedeutete ein gleicher Eingangsverdienst, dass der Staat die pädagogische und fachliche Arbeit im Grund- und Mittelschulbereich ebenso wertschätzte wie z. B. die an einer Realschule oder einem Gymnasium. Selbstverständlich müssten dann die Einstiegsgehälter für Fachlehrerinnen und Fachlehrer entsprechend angehoben werden.
Konsens herrschte in der Mitgliederversammlung, dass viele Lehrkräfte längst am Limit arbeiteten. Um die Lehrergesundheit sicherzustellen, um genügend Raum für Fortbildung, innere Schulentwicklung, individuelle Beratung und Hilfe für Kinder und Eltern zu schaffen, müssten die Wochenstundenzahlen nicht erhöht, sondern reduziert werden. Team-Teaching sollte längst Normalität an allen Schulen sein, ebenso die wichtige Schulsozialarbeit. Dazu bedürfte es allerdings erheblich mehr Geld seitens des Freistaats für die Bildung, als bislang ausgegeben wird.